Deutschland: wettbewerbsfähig dank hoher Produktivität

Deutschland zählt weltweit zu den Exportweltmeistern – trotzdem sind die Produktionskosten hierzulande vergleichswiese hoch. Wieso sind wir also nach wie vor wettbewerbsfähig? Die Antwort liegt in der hohen Produktivität.
Deutschland als Ausfuhrnation
Deutschland hat seinen Ruf im Bereich Export auch im Jahr 2017 erfolgreich verteidigt. Allein in den ersten elf Monaten hat die Bundesrepublik Waren im Wert von 1,2 Billionen Euro ins Ausland geliefert; laut dem Statistischen Bundesamt geht mehr als die Hälfte der Exporte dabei in Länder der EU. Kein Wunder also, dass Deutschland von anderen Nationen regelmäßige unfaire Wettbewerbsmittel und vor allem Lohndumping vorgeworfen wird. Völlig zu Unrecht zeigt jetzt jedoch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Ganz im Gegenteilt, zählt Deutschland laut der Auswertung tatsächlich zu den teuersten Produktionsstandorten der Welt, geschlagen lediglich durch Norwegen, Dänemark und Belgien. Im Vergleich produzieren Länder in und außerhalb Europa zu wesentlich günstigeren Preisen, gerade in den östlichen Ländern findet sich ein Kostenvorteil von gut 20% zu Deutschland bei der Herstellung von Produkten. Doch wie so oft kann man sich nicht auf die absoluten Zahlen verlassen.
Auf die Produktivität kommt es an
Die Studie zeigt, gerade die Löhne und Sozialbeiträge sind in Deutschland hoch und der Vorwurf des Lohndumpings damit zumindest in der heimischen Industrie fehl am Platz. Trotzdem ist Deutschland auf der Weltbühne wettbewerbsfähig. Der Grund dafür liegt in der hohen Produktivität Deutschlands. So ist der Output eines Arbeiters im Verhältnis höher als in anderen Ländern. Geschuldet ist diese hohe Effizienz der deutschen Industrie zum Beispiel der guten Ausbildung sowie dem gezielten Einsatz von Maschinen. Berechnet man die hohe Produktivität mit ein, so ist die Produktherstellung in Deutschland nicht mehr ganz so teuer; sie liegt jedoch immer im oberen Bereich. Gerade mittel- und osteuropäische Länder schaffen es ihre Produktivitätsdefizite durch geringe Arbeitslöhne auszugleichen und sind so wettbewerbsfähig. Schwierigkeiten haben hingegen Länder wie Norwegen, Frankreich, Italien oder auch das Vereinigte Königreich, wo die Lohnstückkosten rund elf Prozent über den deutschen liegen.
Weiter Faktoren
Deutschlands hohe Wettbewerbsfähigkeit trotz hoher Produktionskosten lassen sich freilich nicht nur auf die hohe Produktivität zurückführen. Begünstigende Faktoren wie die Entlastung von Firmen durch niedrige Ölpreise, sich abwechselnde Abnehmermärkte bei deutschen Exportgütern und nicht zuletzt der schwache Euro, der Ausfuhren nach außerhalb der Euro-Zone haben die Export-Bilanz der Bundesrepublik in den letzten Jahren positiv beeinflusst. Doch das alles sind keine zukunftsverlässlichen Faktoren. Um auch weiterhin im weltweiten Wettbewerb mithalten zu können, muss Deutschland daher aufpassen, dass die Produktionskosten nicht rasanter ansteigen als das Produktivitätslevel. Ansonsten könnte die Bundesrepublik zum Zustand der Jahrtausendwende zurückfallen, wo sie trotz hochwertiger Produkte wenig wettbewerbsfähig und daher als ‚kranker Mann Europas‘ galt.
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