Einfach mal nichts tun – Effizient geht nicht immer

Eigentlich war der Plan, dass dieser Artikel hier noch einmal über das Homeoffice geht und die Erkenntnisse, die nun mittlerweile ja – wegen oder dank Corona – eine monatelange Datenbasis haben.

Für alle, die das Ergebnis interessiert:
Nicht jeder ist im Stande, sich selbst so zu organisieren und zu strukturieren, dass er im Homeoffice glücklich ist. Grundsätzlich ist das ablenkungsfreie Arbeiten im Homeoffice das effizientere. Die ein oder andere Ausnahme (Kinder oder kein Platz) gibt es, aber hier wird natürlich für die große Masse gesprochen und die scheint sich mit allen Situationen und Widrigkeiten arrangiert zu haben. Letztlich kommen viele Studien auf den Punkt, dass jeder, der will, auch grundsätzlich lieber im Homeoffice arbeiten können sollte, da es eben eine nicht abstreitbare Steigerung der Produktivität zusammen mit dem Well-being der Mitarbeiter gibt. So weit, so gut.

Bei der Recherche im Web bin ich auf Kommentare unter einem Artikel gestoßen, die natürlich teilweise unqualifizierte „Hater Kommentare“ waren, teilweise aber auch super interessante Diskussionen untereinander zu diesem Thema entfacht haben. Es gab zwei Lager: das eine, das das Homeoffice als Erlösung aus vielen Zwängen und für sich unpassenden Strukturen sah. Das andere, das dachte, es funktioniert nur für wenige Privilegierte – jedoch irgendwie am Ende davon abweichen musste. Außerdem war ein Punkt ausgesprochen dominant vorhanden: Ruhe und Nichtstun ist der Schlüssel zur Produktivität und Effizienz.

Und da wir gerade in der Urlaubssaison sind, möchte ich diesen Artikel mal dem Nichtstun widmen. (Und ihn daher ein wenig anders, als unsere anderen Artikel schreiben.)

Dazu eine kleine Geschichte aus meinem ganz ganz frühen Berufsleben: Ich wurde bei meiner ersten Firma in den ersten Wochen von der damals schon deutlich über 60 Jahren alten ehemaligen Chefsekretärin auf dem Flur angesprochen, unfassbar freundlich im Unternehmen willkommen geheißen und intensiv ermahnt, dass ich – wenn ich plane Urlaub zu machen – 3-4 Wochen am Stück planen muss. Sie meinte damals „Kindchen, die ersten beiden Wochen brauchst du, um abzuschalten und damit Kopf und Körper sich regenerieren. Die dritte Woche ist die Woche, in der du anfängst aufzutanken und in den letzten Wochen soll sich das festigen. Wenn 4 Wochen nicht klappen, dann aber auf jeden Fall 3! Das ist wichtig, sonst hältst du nicht durch!“ Damals, mit Anfang 20, war das mit dem Regenerieren so eine Sache: Irgendwie fühlt man sich ja nie wirklich erschöpft und wenn, dann schläft man aus und gut ist. Aber dieser Satz schwebt seither wie ein erhobener Zeigefinger über mir. Wann immer es Richtung Urlaubsplanung geht, denke ich an „3-4“ Wochen. Und jahrelang habe ich mich auch daran gehalten: Einmal im Jahr war ich für 3-4 Wochen weg. Und das tat gut!!!

Dann irgendwann ging der „Stress“ los: Beruflich war viel los und aus 3-4 Wochen wurden in den allermeisten Jahren 10 Tage im Süden. Mittlerweile sind Kinder da, die Belastung ist höher und dennoch sind es meist nur 10-14 Tage, die wir im Sommer Urlaub haben, teilweise Tage davon zu Hause (an denen wir auch immer zig Sachen erledigen und nicht wirklich Urlaub machen).

Viele wissen, wovon ich spreche. Nach nun über einem Jahr Corona und der Doppel- und Dreifachbelastung sehnt sich alles in mir nach Urlaub. Und da kommt man doch ins Grübeln, wenn man immer wieder ältere und nach wie vor erfolgreiche Menschen sieht, die seit Jahren vor Energie strotzen. Oft eben, weil sie gefühlt andauernd im Urlaub sind! Studien belegen seit Jahren, dass ein Ausspannen und Abschalten rudimentär wichtig ist für Geist und Körper und für deren Gesundheit. Und dass nur ein rundherum gesunder Mensch effizient sein kann, versteht sich von selbst. Daher der Appell an alle, die sich ausgelaugt, müde, reizbar, gestresst oder völlig erledigt fühlen: Gönnt euch mal eine Pause, eine Auszeit, gönnt euch das Nichtstun! Ihr werdet sehen, dass sich die Batterien füllen und ihr wieder die Energie habt, Dinge anzupacken.

Laut einiger Studien ist dabei tatsächlich nicht immer die Länge von Bedeutung. Andere Studien kommen zum Ergebnis, dass ein langer Jahresurlaub wichtig ist. Fakt ist, dass auch kurze Auszeiten helfen, den Kopf freizubekommen und abzuschalten. Da ein Urlaub und die Erholung nicht Ewigkeiten vorhält, kann ein Mehrfaches (dafür kürzeres) frei machen tatsächlich sinnvoll sein. Wichtig ist (egal ob kurz oder lang) allerdings, dass man wirklich abschaltet, also nicht dauernd mit Smartphone / Laptop etc. beschäftigt ist und Arbeit auch mal Arbeit sein lässt. Auch muss man nicht unbedingt verreisen – vorausgesetzt man schafft es, den normalen Alltag auszublenden. Alle Studien haben gemein, dass Urlaube und Auszeiten von Arbeit (und Alltag) wichtig sind, um dauerhaft leistungsfähig zu sein und Depressionen, Burn-outs und anderen Krankheiten vorzubeugen.

In dem Sinne: Auf die Auszeiten!

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